25. Juni 2025
Mit der Eskalation des Gaza-Krieges ist der Streit um die Deutung des Begriffs "Antisemitismus" in den Mittelpunkt politischer Auseinandersetzung gerückt. Die Debatte über die Frage, ob Israelkritik erlaubt oder antisemitisch ist, verbindet sich oftmals mit der Diskreditierung menschen- und völkerrechtsbasierter Kritik an der israelischen Politik. Aktuelles Beispiel ist die Absage des Vortrags der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese über die Menschenrechtslage in Gaza an der FU-Berlin im Februar 2025, die mit dem Hinweis auf "Antisemitismus" begründet wurde.
Einen Hintergrund dieser Entscheidung bildet die von Deutschland und anderen Ländern verwendete Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) von 2016, die sogenannten "israelbezogenen Antisemitismus" als neue Bedeutungskomponente in die Debatte einführte. Unter Hinweis auf die Unklarheit und politische Instrumentalisierbarkeit dieses Begriffs haben internationale Holocaustforscher*innen 2021 mit der "Jerusalemer Erklärung" eine andere Definition von Antisemitismus vorgelegt, die zwischen rassistischem Antisemitismus und politischer Kritik an Israel unterscheidet.
Wir diskutieren darüber mit dem Vorurteilsforscher und langjährigen Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Prof. Dr. Wolfgang Benz.